Ein zentrales Anliegen des Kollektiv Herzogstrasse war das Malen in der Gruppe, im Atelier des Kollektivs in München, zunächst in der Herzogstrasse und später in der Barerstraße, und bei
gemeinsamen Arbeitsaufenthalten am "Bauhaus Situationiste" in Drakabygget (Schweden), auf Einladung von Asger Jorns Bruder Jorgen Nash und seiner Frau Lis Zwick. Welche Chancen der
Entwicklung und Veränderung bot das Malen, wenn man es als offenen interdisziplinären Prozess verstand, an dem jeder mitwirken konnte? Die Mitglieder des Kollektiv Herzogstrasse arbeiteten dabei
auch mit Philosophen, Musikern, Dichtern und vielen anderen zusammen, die Interesse am freien Improvisieren und an einer Demokratisierung der Ausdrucksmittel und Ausdrucksformen hatten. Armin
Saub verglich das Malen in der Gruppe mit dem Improvisieren in einer Jazzband, mit einer Interaktion von unterschiedlichen Energien, bei der jeder in einem Soloauftritt seinen Beitrag einbringen
konnte um dann wieder zurückzutreten und Platz für die anderen zu lassen. In Wirklichkeit war der gemeinsame Malprozess oft sehr schwierig und auch schmerzhaft, für den Einzelnen und die Gruppe
insgesamt. Es stellte sich die Frage: Wann ist der Malprozess abgeschlossen, wann ist ein Bild fertig? Was wird zerstört und was wird gewonnen, wenn man noch eine Schicht hinzufügt, eine Partie
übermalt oder verändert? Manchmal stimmten sich die Mitglieder des Kollektivs untereinander ab, um willkürliche Aktionen zu vermeiden; manchmal jedoch ging etwas gerade Gefundenes im kollektiven
Malprozess wieder verloren. Aber aus philosophischer und politischer Sicht wollte man eine polyfokale Malerei, die aus einem Labyrinth von Formen und Linien entsteht, als Ausdruck einer
nicht hierarchischen, demokratischen Auffassung von Kunst.