Kollektiv Herzogstrasse, Rhizom


Bei fünf Künstlern des Kollektiv Herzogstrasse – Diri, Heiko Herrmann, Armin Saub, Helmut Sturm und Heinz Weld – entstand 1980 der Wunsch, das gemeinsame Malen in den Raum hinein mehrdimensional weiterzuentwickeln, ein Weg, der mit frühen gemeinsamen Bildern wie z. B. 'Nabel' von 1976 schon vorgezeichnet war. Die Bildraumobjekte, an denen sie ab 1979 zusammen gearbeitet hatten, sollten mit der Malerei zu einem Gesamtraum zusammengeführt werden, mit Farb-Formkomplexen, die sich aus verschiedenen Aggregatszuständen in immer neue Formationen hinein konkretisieren. Auf Einladung des Kulturreferates der Landeshauptstadt München und des Lenbachhauses erhielten sie im Sommer desselben Jahres die Möglichkeit, ihre Ideen im 'Kunstforum' unter der Münchner Maximilianstraße zu realisieren. Für die Rauminstallation wurde programmatisch der Titel 'Rhizom – Farbe im Souterrain' gewählt. Rhizom ist ein Wurzelstock, der sich unterirdisch ausbreitet und stetig weiter vernetzt – für die Künstler war das eine Metapher "… für gestalterische Intuition und lebensnotwendige Phantasie als Gegenkraft zur reglementiersüchtigen, funktionsbesessenen gesellschaftlichen Übereinkunft, die sich allein schon in der Unarchitektur des Kunstforums deprimierend darstellte." (Armin Saub 1984).


Die Formerfindungen sollten aus dem Ausstellungsraum im Souterrain in die Maximilianstraße hineinwuchern. Ausgehend von dem 1976 publizierten Aufsatz 'Rhizom' von Gilles Deleuze und Félix Guattari, erschien den Künstlern die Vorstellung von Organismen, die auch nach noch so sorgfältiger Zerstörung weiterwachsen können, da sie in jeder kleinsten Zelle die Informationen ihres Wachstums tragen, ein Gleichnis für die Kunst zu sein und für die in ihr eingeschlossene Freiheit, die Welt immer wieder anders in "Aussageverkettungen" und "heterogenen Wirklichkeiten" zu sehen, innerhalb einer Gesellschaft, die ihr nur eine Randexistenz zubilligt. Armin Saub zitiert einen Satz aus dem Aufsatz ‚Rhizom’, der für ihn auf das Wesen dessen verweist, der das Spiel in seiner existentiellen Vielschichtigkeit und it dem Bedürfnis nach Kommunikation und Poesie spielt: "Als Rhizom oder Vielfalt verweisen die Fäden der Marionette nicht auf den angeblich einheitlichen Willen eines Künstlers oder Marionettenspielers, sondern auf die Vielfalt seiner Nervenfasern." (Deleuze – Guattari 1976).